Liebe Bürgerinnen und Bürger,
das Jahr rast gefühlt wie im Flug an uns vorbei und schon ist auch der Oktober vorüber. Mit dem Herbstmarkt und der After-Work-Party stand auch in diesem Monat ein kleines Highlight für uns parat – vielen Dank dafür an das Team von RegioKult.
In der vergangenen Ausgabe habe ich fast ausschließlich das Thema „Windenergieplanung“ versucht zu erläutern, dieses Thema wird uns natürlich noch länger beschäftigen. In dieser Ausgabe widme ich mich, auch wegen dazu verfasster Leserbriefe in der Landeszeitung, dem Thema „Ferienhaussiedlung am Lopausee“. Natürlich kann es sich bei den Leserbriefern um exklusive Einzelmeinungen handeln, wenn dem aber nicht so ist, kann eine Aufklärung in der Sache sicher nicht schaden.
Zunächst kurz zur Ausgangslage: Die Samtgemeinde Amelinghausen mit der Urlaubsregion Amelinghausen aber auch die Mitgliedsgemeinden und viele Unterbringungsbetriebe sind über vielfältige Wege bemüht, ein attraktives Ziel für Gäste zu sein. Dafür unterhalten wir eine Tourist-Information, pflegen drei Premium-Wanderwege, kümmern uns um die Talsperre am Lopausee (Sanierung für rund 600.000 €), versuchen das Umfeld um den Lopausee attraktiv zu gestalten, haben gemeinsam mit anderen Kommunen Kanu-Wander-Routen ausgeschildert, weisen aktuell touristische Radrouten in der Samtgemeinde aus, unterhalten und modernisieren Wohnmobilstellplätze, halten Info-Tafeln, Rastplätze und Schutzhütten instand, bewerben unsere Beherbergungsbetriebe, bewerben Veranstaltungen oder tragen mit einem kleinen Souvenir-Angebot dazu bei, dass man sich gern an einen Urlaub hier erinnert. Wir betreiben Social-Media Kanäle und eine moderne Homepage um die Samtgemeinde als lebendige und einladende Urlaubsregion zu positionieren und sowohl Einheimische als auch Besucher zu inspirieren, die vielfältigen Angebote und die natürliche Schönheit unserer Region zu entdecken.
Wir versuchen also stetig, den Tourismus vor Ort weiterzuentwickeln. Dazu gehört nach meinem Dafürhalten auch, dass man Ausschau nach potenziellen Investoren hält, die bei uns investieren wollen, zum Beispiel in eine Ferienhaussiedlung oder gar ein Hotel. Dazu gehört auch, dass wir bestehende Betriebe unterstützen, etwa durch gute Fotos ihrer Ferienwohnungen oder durch die Schaffung von Erweiterungsmöglichkeiten ihres Betriebes, sofern dies ohne Weiteres nicht möglich ist. Aktuell läuft z.B. für das Seminar- und Eventzentrum Gut Thansen ein Bauleitplanverfahren, dass eine Erweiterung des Hotelbetriebes möglich macht. All das machen wir, weil der Tourismus für die Samtgemeinde Amelinghausen einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert hat.
Denn, und das ergibt sich aus Statistiken: Touristinnen und Touristen, ob nun im Ferienhaus, im Hotelzimmer, auf einem Campingplatz oder im Wohnmobil, lassen in der Regel Geld dort wo sie übernachten oder Urlaub machen. Sie kaufen ein, tanken, bringen ein Souvenir mit, gehen ins Freibad, besuchen die Eisdiele und ja, manche gehen hier abends essen. Besucht man, vor allem in der Woche und in der Saison, abends eine Gaststätte, fällt einem das sogar auf.
Nun planen Gemeinde und Samtgemeinde Amelinghausen nach vielen Gesprächen im Vorfeld und öffentlichen Vorstellungen auf beiden kommunalen Ebenen also tatsächlich eine Ferienhaussiedlung östlich des Lopausees, angrenzend an den Wohnmobilstellplatz. Bis zu 14 Ferienhäuser mit 14-20 Betten könnten dort entstehen. Daraus lassen sich jährliche Übernachtungszahlen errechnen, aber sparen wir uns das. Direkt nach ersten öffentlichen Vorstellungen hieß es in einem Leserbrief: „Wie unattraktiv!“ Nun, die Frage, ob diese Häuser nachgefragt, also gebucht werden, beantworten eher andere. In diesem Fall zunächst natürlich der Investor selbst. Aber auch die Vermietungsportale Novasol und DanCenter haben einen Blick auf das Potenzial der Region geworfen und ein positives Statement dazu abgegeben. Dazu ein Gegenbeispiel: Wenn eine ortsansässige Kfz-Werkstatt sich hier erweitern möchte und ein Gewerbegrundstück zur Verfügung steht, diskutiere ich mit der Werkstatt eher nicht darüber, ob das Kundenpotenzial groß genug ist oder ob die Erweiterung für die Werkstatt wirtschaftlich sinnvoll ist, das entscheiden die Betriebe dann doch alleine.
Aber: Wir haben uns eine bestehende Ferienhaussiedlung des Investors angesehen. In Krakow am See, Mecklenburg-Vorpommern, ca. 3.400 Einwohnerinnen und Einwohner, nächste größere Stadt mit etwa 30.000 Einwohnern und rund 21 km entfernt ist Güstrow, nach Waren (Müritz) sind es etwa 40 km, nach Rostock rund 65 km. Ich will da keiner Region zu nahe treten, aber mit der Lüneburger Heide, der Hansestadt Lüneburg, in der Nähe befindlicher Tier- und Freizeitparks und anderer Attraktionen (Wildpark, Vogelpark, Heide-Park, Serengeti-Park, Snow-Dome, Kartbahn, usw.) und einer recht nahen Autobahnanbindung, die einen zügig nach Hamburg bringt, sind die Grundvoraussetzungen, insbesondere für einen Urlaub mit Familie, doch andere. Und dennoch: Menschen vor Ort bescheinigten uns, dass die Ferienhaussiedlung „gut laufen würde“. Zu Fuß geht man von dort ca. 30 Minuten ins Ortszentrum und das bedeutet da: ein Bäcker mit kleinem Café, ein Restaurant, ein Gemischtwarenladen – zumindest soweit wir das überblicken konnten. Leicht außerhalb dann klassischer Lebensmitteleinzelhandel. Das System funktioniert, weil genau diese Häuser nachgefragt werden: von Großfamilien, von Mehr-Generationen-Urlaubern, von Freundeskreisen. Also keineswegs ist das Angebot unattraktiv. Für uns auch wichtig war die Tatsache, dass genau das, was uns der Investor erzählte, dort umgesetzt wurde. Die Häuser sahen von außen und innen so aus, wie bei uns vorgestellt.
Ein anderer Leserbrief argumentiert u.a. mit dem Naturschutz. „Ohne Rücksicht auf Verluste“ würde die Gemeinde vorgehen und die Natur erheblich beschneiden. Zu den Fakten: Die Fläche ist heute ein Acker, kein Biotop, keine Brache, kein Landschafts- oder Naturschutzgebiet. Dem Vorhaben vorgeschaltet sind zwei öffentliche Verfahren: Die Aufstellung des Bebauungsplans und die Änderung des Flächennutzungsplans. Hierbei werden andere Behörden, Verbände und die Öffentlichkeit jeweils zweimal angehört und Stellungnahmen sind dabei ausdrücklich erwünscht. U.a. trägt regelmäßig auch der Naturschutz seine Fachlichkeit in das Verfahren mit ein und letztlich beantworten diese Verfahren die Frage nach der Machbarkeit und auch nach naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen.
Aus Sicht der Samtgemeinde und Gemeinde Amelinghausen erscheint das Vorhaben, Stand heute, sinnvoll und der Standort geeignet. Wir glauben eben doch, dass Menschen, die ein Haus für 7.000 € die Woche mieten (bei 20 Gästen sind das pro Kopf übrigens 50 € pro Nacht) in einer „Dorfgaststätte“ essen gehen (davon haben wir in der Samtgemeinde glücklicherweise noch ein paar richtig gute - gehen Sie gerne hin und unterstützen Sie unsere Gastronomie). Und wir glauben auch, dass der Standort, der schon jetzt mit dem Wohnmobilstellplatz eine touristische Nutzung erfährt und fußläufig den See erreichen lässt, ein geeigneter Platz ist, um Ferienhäuser zu realisieren.
In Bispingen hat man vor vielen Jahren mal „Ja“ zum Center-Park gesagt. Dabei handelt es sich übrigens tatsächlich um „ein nahezu in sich geschlossenes Dorf mit eigenen Freizeitmöglichkeiten.“ Die geplanten Ferienhäuser sollen zwar hochwertig ausgestattet sein und ein Spielplatz soll auch entwickelt werden – Freizeitmöglichkeiten sehen dann aber vielleicht doch anders aus. Wie sich Bispingen entwickelt hat, sieht man heute. Mir wurde des Öfteren zugetragen, dass der Center-Park auch in Amelinghausen hätte entwickelt werden können. Es kam anders, warum auch immer.
Ich für meinen Teil stehe für Weiterentwicklung, damit bin ich 2021 angetreten, dabei bleibe ich. Über einen persönlichen Austausch bei meiner nächsten Bürgersprechstunde am Mittwoch, 27.11.24 um 18:00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Soderstorf würde ich mich freuen - über Leserbriefe lässt es sich so schlecht miteinander ins Gespräch kommen.
Viele Grüße aus dem Amelinghausener Rathaus!
Herzlichst,
Ihr Christoph Palesch